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Muss dieses Buch sein? Meine Gret meint: 'Blocher hangt mir zum Hals hinaus. Und ich bin nicht allein.' Jean-Stephane Bron, der linke Filmregisseur aus Lausanne, der den Film 'L'experience Blocher' gedreht hat, sagt dazu: 'Unsere Gesellschaft, denke ich, weiss seit einigen Jahren nicht mehr so richtig, wie sie mit ihm umgehen soll.' Genau das hat mich gereizt. Christoph Blocher ist nun mal ein Phanomen. Von den einen geliebt und verehrt, von den anderen verteufelt und gehasst. Es gibt nur heiss oder kalt. Nie lauwarm. Als Linker hatte ich allen Grund, Blocher in Grund und Boden abzulehnen. Er hat meine Partei wie kaum ein anderer aufs Schandlichste diffamiert. Hat die SP mit dem Nationalsozialismus und mit dem Sowjetkommunismus in den gleichen Kubel geschmissen. Blocher hat die historische Rolle der SP fur die Schweiz weder akzeptiert noch anerkannt. Dennoch: Es reicht nicht aus, mit gleicher Munze zuruckzuzahlen. Es reicht nicht aus, einfach gegen Blocher zu sein. Als Parteistratege hat Blocher Einmaliges vollbracht. Dass die SVP von der kleinsten Bundesratspartei zur starksten aufgestiegen ist, geht auf sein Konto. Wie er das geschafft hat, dafur gibts keinen Fairplay-Preis. Kein Mittel war ihm zu schlecht. Stets mit der SP als Hauptgegner im Visier. Filmregisseur Bron meint: 'Er braucht einen Gegner. Ohne ihn ist er entwaffnet.' Blochers Stossrichtung gegen die SP gilt aber auch der FDP und CVP. Weil sie hie und da mit der SP Kompromisse schliessen, werden sie als 'Nette Linke' apostrophiert. Nach dem simplen Rezept: 'Alle politisieren gegen die SVP. Alle sind halb, fast oder eben ganz links.' Deshalb 'wahlen Schweizer SVP'. So der Wahlslogan 2011. Mit dem Anspruch, nur noch sie meine es gut mit der Schweiz. Zum Feindbild gehort die EU. Vermutlich liegt Blocher China naher als Brussel. Denn diese EU gefahrdet die Unabhangigkeit und Freiheit der Schweiz. Die keiner im Land aufgeben will. Dann wird das eben behauptet. Um Blochers missionarischen Kampf fur diese Unabhangigkeit zu legitimieren. Blochers Machtanspruch ist unheimlich. Am liebsten wurde er die SP zum Bundesrat hinauswerfen. Um als burgerliche Allianz die Politik zu bestimmen. Unter Fuhrung der SVP. Mit FDP und CVP als Satelliten. Was soll da ein Sozialdemokrat uber Blocher ein Buch schreiben? Gerade deshalb. Um auch die Rolle der SP darzulegen. In der Absicht, Blocher nicht zu verteufeln. Er hat viel bewegt. Er zwingt zum Nachdenken. Und: Wut macht Mut zum Schreiben. Aus 'Versuch eines Vorworts' von Helmut Hubacher