Als die 55-jahrige Helen Meier mit "e;Trockenwiese"e; debutierte, wusste niemand, dass sie schon zwischen 1955 und 1980 Texte geschrieben hatte, die in ihrer Direktheit, ihrem rebellischen Impetus und ihrer unzimperlichen weiblichen Radikalitat dem ab 1984 Publizierten ebenburtig waren. Der vorliegende Band vermittelt erstmals Zugang zur frhen Helen Meier, und die 25 krzeren oder lngeren Texte bestechen nicht nur durch die Konsequenz, mit der bereits ihr ureigenstes Thema - die Unmglichkeit der Liebe und das unablssige Suchen danach - variiert ist, sondern auch durch die schier unerschpfliche Vielfalt an Situationen, Schaupltzen und Konstellationen. Da ist die todesschtige Frau, die ber eine Brcke geht und sich den Absturz wie einen Orgasmus ausmalt; da ist das Paar, das in ein enges Tal hinein wandert und immer mehr in eine tdliche Sackgasse gert; da ist die Frau, der in ihrer Vereinsamung eine luxurise Villa zur Hlle wird; der Maler, der seine Partnerin mit erotischen Fantasien verrckt macht; die Buerin, die im Spital ihr armseliges Leben Revue passieren lsst; der Arzt, der sich nach Jahrzehnten fr die Treulosigkeit seiner Frau rcht; die Behinderte, die sich auf animalische Weise einem Bergbauern hingibt, oder die Schriftstellerin, die nichts so sehr hasst wie die Geschichte, die sie vorlesen soll. Was die frhen Texte den spteren gleichstellt, sind aber nicht nur Themen und Figuren, das ist vor allem Helen Meiers unverwechselbar eigene Sprache, die dem Erzhlten Authentizitt, Kraft und Eindringlichkeit schenkt.