Liebe findet ihren Weg

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By Magda Trott

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Mutter Riemer hieß sie in ganz Poppau. Es gab keinen, der sie nicht kannte. Sogar in den Nachbardörfern sprach man oft von der rüstigen Alten, die trotz ihrer siebzig Jahre die erste und letzte in der Ernte war, die es dem besten Knecht gleichtat. Daß ihr Bild vor drei Jahren in Berlin in der Gemäldeausstellung gehangen hatte, war ihr nicht bekannt. Mutter Riemer wäre sicherlich böse geworden, wenn sie es erfahren hätte. Ein Maler, der auf seinen Streifzügen nach Poppau gekommen war, hatte die Alte beim Rübenverziehen gesehen. Das harte Antlitz mit den vielen Falten, die kühn geschwungene Nase, der energisch geschnittene Mund, alles konnte weit eher einem Manne angehören als dieser Bäuerin. Der Maler hatte sie gebeten, sie möge ihm sitzen. Da war er bei Mutter Riemer schlecht angekommen. Dem Herrgott den Tag zu stehlen, das sei etwas für Stadtleute. Dazu bekäme man sie nicht. Als er nochmals bat, hatte sie ihn kurz vom Hofe gewiesen. Ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen entstand dann das Bild, an dem sich Tausende erfreuten. "Eine schlesische Bäuerin", so hatte es der Maler genannt. Erdgeruch entströmte diesem Gemälde, all das Ringen und Kämpfen um den harten Boden, die Liebe und Treue zur Scholle sprachen aus den Zügen. Ein wahrhaftes Bild, denn wer Mutter Riemer kannte, der wußte, daß sie ihren Besitz liebte und ihn mit Mannesmut und Manneskraft erhielt und verteidigte. Weder Wind noch Wetter schreckten sie; auf ihren starken Schultern trug sie die Sorgen des Lebens, die mühevolle Arbeit des Alltags. Sie klagte nie, aber in das runzlige Antlitz kam auch nur selten ein Lächeln. So hart wie dieses Gesicht waren auch die Hände, schwielige, verarbeitete Hände, die das Zupacken und das Festhalten verstanden. Sie führte heute noch im Haus und auf dem Hofe das Regiment, obwohl ihr Sohn, der ihr treu zur Seite stand, kürzlich seinen dreiunddreißigsten Geburtstag gefeiert hatte. Vom Feiern konnte man freilich auf dem einfachen Besitztum nicht viel merken, dort schwang die Arbeit das Zepter. Der hundert Morgen große Besitz wollte bestellt sein und war tadellos in Ordnung, obwohl neben Hannes Riemer nur noch ein Knecht arbeitete. Aber man sah es dem Hannes Riemer an, daß er Freude an der Arbeit hatte. Einerlei, ob er hinter dem Pfluge schritt, ob er säte, mähte oder sein Vieh betreute, auf dem gutmütigen Antlitz lag immer ein glückliches und zufriedenes Lächeln, und durch seine Stimme klang des Herzens Fröhlichkeit. In Poppau wunderte man sich oft darüber ...
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