Bochumer Fenster zur Vergangenheit
ebook ∣ Die Reformation in Bochum und der Grafschaft Mark · Evangelische Perspektiven
By Arno Lohmann

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Die Reformationsgeschichte des heutigen Ruhrgebietes zeichnet sich durch vielfältige Entwicklungen aus, die vor allem mit den politischen Rahmenbedingungen zusammenhingen. So verfolgte das Herzogtum Jülich-Kleve-Berg, zu dem auch die Grafschaft Mark gehörte, in religionspolitischer Hinsicht eine mittlere Linie zwischen dem Katholizismus und dem Luthertum. Damit wurde den einzelnen Gemeinden ein gewisser Spielraum in der Gestaltung der religiösen Praxis eröffnet. Charakteristisch für die Anfänge der Reformation in dieser Region waren die Einführung einer evangelischen Predigt, das Singen von Lutherliedern und die Feier des Abendmahls in beiderlei Gestalt (d.h. mit Brot und Wein). Nach dem Augsburger Religionsfrieden 1555 verstärkten sich dann die Bemühungen, die Reformation einzuführen. Dabei kam es auch zu innerprotestantischen Konflikten zwischen Lutheranern und Reformierten, die im Zuge der Emigration von Glaubensflüchtlingen aus den Niederlanden ins Ruhrgebiet einwanderten.
Anders als in vielen anderen Städten der Region sind darum die Anfänge der Reformation in Bochum, bedingt durch die politischen Verhältnisse erst relativ spät, ab circa 1570 anzusetzen. Es dauerte lange, bis reformatorisches Gedankengut in Bochum und der Grafschaft Mark etabliert war. Auch am Ende dieses Vorgangs, der sich über das 16. und 17. Jahrhundert erstreckte, herrschte keineswegs ein einheitliches protestantisches Theologie- und Liturgieverständnis vor, vielmehr war eine außergewöhnliche mehrkonfessionelle Kultur (Dieter Scheler) entstanden. Diese spannende, wechselvolle Entwicklung der Reformation in unserer Region will dieser Vortragsband erhellen und dokumentieren. Die durch die politischen Umstände im 16. Jahrhundert in Bochum erzwungene vielfache Kooperation zwischen Protestanten und Katholiken, wie sie sich u.a. in der etwa 100-jährigen gemeinsamen Nutzung der Kirche St. Peter und Paul widergespiegelt hat, war, wie Michael Basse schreibt, in ihrer Zeit politisch geboten. Aus heutiger Sicht vielleicht eine ökumenische Zukunftsperspektive - im Rückblick jedenfalls ein Beispiel für eine interkonfessionelle Toleranz, die in damaliger Zeit keineswegs üblich war.