Nur eine Wahnvorstellung?

ebook Die neue Praxis Dr. Norden 76 – Arztserie · Die neue Praxis Dr. Norden

By Carmen von Lindenau

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Die neue Praxis Dr. Norden - So war es nicht geplant, doch Dr. Danny Norden betrachtet es als Chance. Äußere Umstände zwingen ihn zu einem Neustart. Und diesen nimmt Danny tatkräftig in Angriff, auch, wenn er mit Abschied, Trennung, Wehmut verbunden ist. Dr. Danny Norden praktiziert jetzt in seiner neuen, modernen, bestens ausgestatteten Praxis. Mit Kompetenz, Feingefühl und Empathie geht er auf seine Patienten zu und schafft ein Klima, das die Genesung fördert: eben Dr. Danny Norden, wie er leibt und lebt, und er wird immer besser! Der Regen prasselte gegen die Fenster des Münchener Flughafens, als Jutta Naumann, eine kleine zierliche Frau mit kurzem hellgrauem Haar in Jeans und blauem Pullover, ihren schweren Rucksack von der Schulter gleiten ließ. Drei Jahre war sie fort gewesen, jetzt stand sie hier in der Ankunftshalle zwischen eiligen Geschäftsleuten und Touristen, und fühlte sich irgendwie fremd, obwohl sie doch nach Hause gekommen war. Das Gewicht des Rucksacks hatte Spuren in ihren Schultern hinterlassen, Einkerbungen, die ihr wohl noch eine Weile erhalten blieben und sie an ihre lange Reise voller Abenteuer erinnern würden. An ihrem 57. Geburtstag war sie aufgebrochen und nun, kurz bevor sie ihren sechzigsten feiern würde, war sie zurückgekehrt. Es schien ihr eine Ewigkeit her, dass sie ihren Hof im Allgäu verkauft und sich ihren Lebenstraum von einer langen Reise erfühlt hatte. Eigentlich hatte sie diese Reise gemeinsam mit Ernst, ihrem Mann, geplant, aber er hatte es nicht mehr geschafft. Nach ein paar Monaten der Trauer tat sie dann das, was sie ihm auf dem Sterbebett versprochen hatte, wieder nach vorn zu sehen, einfach zu leben und sich ihre Träume erfüllen. Zuerst war sie mit dem Zug durch Kanada gereist, war nach Brasilien geflogen, hatte sich den Regenwald angesehen, war dann die kalifornische Küste entlang mit einem Camper gefahren, von San Francisco aus nach Hawaii geflogen und fort dort nach Tokio. Danach ging es nach Indien, dort war sie zwei Jahre lang geblieben, in einem Dorf weit weg von den großen Städten des Landes. Sie hatte sich gleich zu Hause gefühlt, als sie dieses Dorf in den Bergen erreichte, einen stillen Ort umgeben von Maisfeldern, die wie ein goldener Teppich in der Morgensonne leuchteten. Die Menschen, die in diesem Dorf lebten, hatten sie willkommen geheißen und in ihrer Mitte aufgenommen, so als hätten sie ihren Besuch erwartet. Alles hatte sich richtig angefühlt und jetzt war sie wieder hier, in der Stadt, in der sie gelebt hatte, bevor sie Ernst auf seinen kleinen Hof ins Allgäu gefolgt war, den sie in vielen gemeinsamen Jahren zu einer gut gehenden Landwirtschaft geformt hatten und für den sie einen guten Verkaufspreis erzielen konnte. Hier in München sollte sie sich zu Hause fühlen, aber so war es nicht, alles war ihr irgendwie fremd. »Nanda«, flüsterte sie und wollte schon losstürmen, weil sie glaubte, den jungen Mann in der Menschenmenge zu sehen, der in den letzten Monaten mit seiner Frau und seinen drei Kindern in der Hütte neben ihr gelebt hatte. Aber dann wurde ihr klar, dass sie nur einen Mann mit dunklem Haar in weißer Jacke gesehen hatte, der sie an Nanda erinnerte. Es war nicht das erste Mal in den letzten Wochen, dass sie etwas zu sehen glaubte, was sich schließlich als Trugbild herausstellte. Vielleicht war das sogar einer der Gründe, warum sie auf einmal das Bedürfnis hatte, in ihre Heimat zurückzukehren. Ich werde allmählich alt, das ist alles.
Nur eine Wahnvorstellung?